"Gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages"

Zum Baufortschritt

Umbau Kläranlage Lauterbach

Einweihung des Gesamtprojektes am 24.06.2022

Umbau der Kläranlage Lauterbach in eine energieautarke Kläranlage mit Hilfe einer zentralisierten, anaeroben Klärschlammbehandlung sowie die Erweiterung des Funktionsgebäudes der Kläranlage Lauterbach

Kläranlagen erfordern für den Betrieb eine erhebliche elektrische und thermische Energiemenge, um die anfallenden kommunalen und industriellen Abwässer so aufzubereiten, dass diese nach den behördlichen Anforderungen in unsere Gewässer eingeleitet werden dürfen. Damit ist die Abwasserreinigungsanlage zumeist der größte Energieverbraucher einer Kommune, noch vor der Straßenbeleuchtung und kommunalen Einrichtungen (Kindergärten, DGH,…). Deshalb müssen sich die Kläranlagenbetreiber/Kommunen dauerhaft mit dem Thema Energie auseinandersetzen, um in Zeiten steigender Energiekosten die Abwasserbehandlung weiterhin wirtschaftlich zu gestalten und einen Beitrag zum Klimaschutz sowie zur Ressourcenschonung zu leisten, ohne dabei den Hauptfokus einer Kläranlage, die Abwasserreinigung und den Gewässerschutz, zu beeinträchtigen.

Die Kläranlage Lauterbach hatte im Jahr 2015 einen elektrischen Energiebedarf von 801.953 kWh/a. Bei einer mittleren Belastung von etwa 20.000 EW entspricht dies einem spezifischen elektrischen Energiebedarf von 40 kWh/(EW*a). Der Vergleich mit dem Zielwert von Kläranlagen in einer vergleichbaren Größenklasse zeigte damals ein Einsparpotenzial im Bereich der Kläranlage auf. Die Kreisstadt Lauterbach lies deshalb in verschiedenen Konzeptstudien Optimierungsmöglichkeiten untersuchen, die alle zum Ziel hatten, den jährlichen elektrischen Energiebedarf zu reduzieren und gleichermaßen die Zukunftsfähigkeit der Kläranlage Lauterbach zu gewährleisten.

Mit Hilfe der vorliegenden Ergebnisse sowie weiteren internen Untersuchungen wurde durch die Verantwortlichen der Kreisstadt Lauterbach zum Ziel gesetzt, eine verfahrenstechnische Optimierung der Kläranlage dahingehend zu erreichen, das diese kurz- bis mittelfristig einen energieautarken Betrieb erlaubt. Dies wurde im Sinne der Ressourcenschonung sowie zum Schutze des Klimas als wesentlicher Bestandteil im Haushalt der Kommune betrachtet. Als Einzelmaßnahme wurde im Jahr 2017 bereits eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von fast 100 kWp auf dem Gelände der Kläranlage installiert, die jährlich etwa 95.000 kWhel/a erzeugt und direkt von der Kläranlage verbraucht werden. Weitere Flächen auf dem Dach des neuen Betriebsgebäudes wurden im Rahmen des Projektes errichtet, um die Eigenstromproduktion weiter zu steigern.

Weitere Maßnahmen, die zur Erreichung eines energieautarken Betriebes führen, wurden im Rahmen eines groß angelegten und innovativen Projektes umgesetzt werden. Ein wesentlicher Baustein zur weiteren Energieeinsparung wurde der Bau einer anaeroben Schlammstabilisierung („Faulung“) gesehen, die aus dem täglich anfallenden Klärschlamm der Kläranlage energiereiches Klärgas produziert, welches dann in einem Blockheizkraftwerk auf der Kläranlage in Strom und Wärme umgewandelt werden kann. Durch den Betrieb der Faulung können rund 300.000 kWh/a produziert werden. Um das Energiepotenzial der Klärschlämme aus den umliegenden Gemeinden ebenfalls zentral zu nutzen, ist geplant, neben den eigenen Schlämmen der Kläranlage auch die Klärschlämme aus den umliegenden Gemeinden aufzunehmen und energetisch zu verwerten. Dies erhöht die Auslastung der gesamten Anlage und trägt damit zu einer Steigerung der Wirtschaftlichkeit des gesamten Umbaus bei.

Neben dem positiven Effekt einer deutlichen Steigerung der eigenen Strom- und Wärmeproduktion aus „Abfallprodukten“ der Kläranlage wird gleichermaßen die bestehende und energetisch aufwändige ATS-Anlage (Aerob Thermophile Schlammstabilisierung) außer Betrieb gesetzt und für betriebliche Zwecke umgenutzt. Durch die Außerbetriebnahme der ATS-Anlage können jährlich rund 170.000 kWh/a elektrische Energie eingespart werden.

Kleinere Maßnahmen werden im Rahmen des Projektes zur Effizienzsteigerung der Energieeffizienz der Kläranlage Lauterbach umgesetzt. So wird in den Auslauf der Kläranlage ein Wasserrad installiert, welches nochmals rund 25.000 kWh/a Strom produziert. Ebenfalls wird im Zuge des gesamten Projektes das Betriebsgebäude um eine weitere Etage aufgestockt und dem schon lange geforderten Arbeitsschutz mit der Umsetzung eines Schwarz-Weiß-Bereiches Rechnung getragen.

Nach Umsetzung aller Maßnahmen soll die Kläranlage bilanziell gesehen mehr Energie produzieren als verbrauchen, was für Kläranlagen dieser Größenklasse innovativ und richtungsweisend wäre. An diesem Ziel muss in den nächsten Monaten intensiv gearbeitet werden.

Die zuvor beschriebenen Maßnahmen wurden im Rahmen eines Förderantrages zusammenfassend dargestellt und erstmalig im Jahr 2016 beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit eingereicht. Mit dem Förderaufruf „Kommunale Klimaschutz-Modellprojekte“ fördert das Bundesumweltministerium kommunale Klimaschutzprojekte mit modellhaftem, investivem Charakter. Ziel ist es, die Treibhausgasemissionen durch Effizienzmaßnahmen in Kommunen und im kommunalen Umfeld zu mindern. Durch ihre bundesweite Ausstrahlung sollen die Vorhaben zur Nachahmung anregen.

Erst im zweiten Anlauf (im Jahr 2017) passierte das eingereichte Konzept die erste Stufe des zweistufigen Antragsprozesses. In der zweiten Antragsstufe mussten noch weitere Fragen zum gesamten Konzept beantwortet werden, so dass final ein Förderbescheid mit einer Fördersumme in Höhe von 1.703.808 € mit Datum vom 24.07.2018 der Stadt Lauterbach zuging.

Die aktuelle Kostenermittlung zum Projekt ergab auf der Ausgabenseite eine Investition in Höhe von ca. 3,5 Mio. € (brutto). Hiervon entfallen ca. 2,9 Mio € auf die Faulung und ca. 600.000 € für die Aufstockung bzw. Sanierung des Betriebsgebäudes. Somit ergibt sich eine Förderquote für das gesamte Projekt der energetischen Sanierung der Kläranlage Lauterbach von rund 60 %.